Digitale Welten | Kulturpolitik digital – Verantwortung, Veränderung, Öffnung

Kulturpolitik digital – Verantwortung, Veränderung, Öffnung

Tobias Wall

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„Es kann nicht um einen einmaligen Prozess des Digitalisierens gehen, sondern um die künstlerische Gestaltung der Welt, die nun mal eine digitale Dimension hat; und es geht nicht um Zukunft, sondern um Gegenwart. Und die vielversprechendste Art, die Zukunft vorherzusehen, ist schließlich die Gestaltung der Gegenwart.“ Steven Walter1

 

 

Mit der Digitalität erleben wir einen Wandel von historischen Ausmaßen, der Veränderungen für alle gesellschaftlichen Bereiche mit sich bringt. Sie verändert die Art wie wir produzieren, wie wir kommunizieren, wie wir denken.

Wie positionieren wir uns in Zeiten dieses Wandels? Welche Auswirkungen hat die Entwicklung auf uns als freie Individuen, auf Kunst und Kultur, ihre Institutionen und auf die Kulturpolitik? Welche Standpunkte gilt es einzunehmen, welche Schritte zu gehen?

Vor dem Hintergrund dieser Fragen diskutierten Akteurinnen und Akteuren aus Baden-Württemberg im „Forum: Digitale Welten“ Perspektiven und Anforderungen für Kulturinstitutionen in einer digitalen Gesellschaft und erarbeiteten, welche kulturpolitischen Handlungsempfehlungen sich daraus ableiten lassen.

Die Diskussion lässt sich in zwei große Fragen-komplexe aufteilen, einen allgemein theoretischen und einen praktischen. Dementsprechend waren die Hauptveranstaltungen des Forums konzipiert: Unter dem Titel „Digitalität und Verantwortung“ wurden die soziologischen und ethischen Grundlagen diskutiert, auf denen eine digitale Kulturpolitik der Zukunft fußen sollte. Darauf aufbauend wurden unter dem Titel „Digitalität und Kulturinstitutionen – Die Kunst sich zu verändern“ die vielfältigen Herausforderungen für die konkrete institutionelle Praxis erörtert und die entsprechenden Verantwortungsbereiche der Politik identifiziert.

Die folgenden Ausführungen orientieren sich an dieser Zweiteilung und fassen die Ergebnisse dieses intensiven vielstimmigen Diskurses zusammen. Grundlage sind die Fachbeiträge und die in unterschiedlicher Form aufgenommenen Diskussionsergebnisse der Forumsveranstaltungen.2

Teil 1: Digitalität und Verantwortung

 

 


Digitale Kulturpolitik: Weiterführung der Aufklärung mit digitalen Mitteln

Die Digitalisierungsstrategie des Landes verfolgt das Ziel, den digitalen Wandel in Baden-Württemberg aktiv für seine Bürgerinnen und Bürger zu gestalten und die Potenziale digitaler Innovation für alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens auszuschöpfen. So auch für Kunst und Kultur. Die Künstliche Intelligenz (KI)3, die in Wirtschaft und Wissenschaft schon heute eine große Bedeutung hat, wird in den nächsten Jahren auch im Kulturbereich eine Schlüsselrolle spielen. 

Die digitale Gegenwart wird aktuell von kommerziellen Kräften vor allem aus den USA und China dominiert, mit deren Markmacht es heute nicht einmal mehr Staaten aufnehmen können. Gerade deshalb gilt es, sich klar zu positionieren. Der Anspruch an die europäische Politik und auch an die Kulturpolitik im Land liegt im Entwurf einer Alternative zu dieser ökonomischen Digitalität. Die Leitidee, die sich in den Diskussionen des Forums entwickelte, geht von einem digitalen Fortschritt aus, der sich nicht rein ökonomischen Prinzipien unterwirft und der den Menschen nicht als bloßen Konsumenten wahrnimmt, sondern als mündiges, also selbstbestimmtes Wesen mit persönlichen Rechten und individuellen Fähigkeiten.

Unsere Gesellschaft steht vor einer historischen Aufgabe. Sie besteht darin, die enormen Chancen des Digitalen in den Bereichen Kultur, Bildung, Kommunikation, Wissenschaft und Forschung mit unserem europäischen Wertesystem zu verbinden, einem Wertesystem, das auf den Prinzipien von Humanität und Aufklärung fußt. Es geht darum, das Projekt der Aufklärung, die Idee einer Gesellschaft freier, mündiger, selbstbestimmter Individuen in einer digitalen Welt weiterzuführen. Unser Anspruch ist ein digitaler Humanismus.4

Dies kann jedoch nur erreicht werden, wenn sich Europa langfristig unabhängig von den globalen digitalen Playern macht, öffentlich-rechtlich Plattformen einrichtet und eine nichtkommerzielle Kultur des digitalen Handelns und Kommunizierens etabliert: KI im Dienst der Kultur und Humanität.5 In diesem Sinne werden wir den digitalen Wandel gemeinsam mit unseren Kunst- und Kulturinstitutionen, den Künstlerinnen und Künstlern, den Bürgerinnen und Bürger gestalten.

Es liegt an uns allen, so der Philosoph Felix Stalder, „ob wir in einer postdemokratischen Welt der Überwachung und der Wissensmonopole oder in einer Kultur der Commons und der Partizipation leben werden“.6

 

 


Die Rolle der Künste im digitalen Wandel

Bei der Verwirklichung dieser Vision einer digitalen freiheitlichen Gesellschaft kommen Kunst und Kultur entscheidende Rollen zu, so die gemeinsame Überzeugung im „Forum: Digitale Welten“. Weltweit zeigen sich Tendenzen, die das humanistische Wertesystem und die Errungenschaften der Aufklärung in Frage stellen oder als überholt betrachten und den Menschen durch populistische Strategien in neue Unmündigkeit führen möchten. Diese anti-aufklärerischen Kräfte bedienen sich auf professionelle Weise der digitalen Möglichkeiten. Dem gilt es entschieden entgegenzutreten. 

An dieser Stelle zeigt sich die Bedeutung von Kunst und Kultur bei der Gestaltung des digitalen Wandels: Die Arbeit von Kunst- und Kulturinstitutionen stellt in aller Regel das genaue Gegenteil zum Populismus dar. In Film, Literatur, in Bibliotheken, Museen und auf der Bühne, im künstlerischen, philosophischen und soziologischen Diskurs wird offen, frei und differenziert diskutiert. Hier werden vor allem die Werte der aufgeklärten, humanistischen Gesellschaft gelebt und Tag für Tag neu entfaltet.

Damit die kreativen Kräfte in Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft in dieser Weise wirken können, brauchen sie Strukturen, Räume und Möglichkeiten. Zentrale Aufgabe der Kulturpolitik ist es, solche kreativen Freiräume zu schaffen und auszubauen, sei es in Form von Förderprogrammen oder durch günstige Arbeits- und Existenzbedingungen für Kreative.

Die Aufgabe der Politik ist es zudem, den digitalen Raum als „Verantwortungsraum“ zu definieren, ihn als „Freiraum“ für Kunst und Kultur zu erhalten und gemeinsam mit den Kulturschaffenden zu entwickeln. An verschiedenen Stellen des Diskurses wurde deutlich, dass die Voraussetzung hierfür die langfristige Etablierung von „öffentlich-rechtlichen Plattformen“ für die Recherche, die Kommunikation und den Informations- und Medienaustausch als Alternative zu den globalen, kommerziell agierenden Anbietern ist. Um sich aus den Abhängigkeiten von kommerziellen digitalen Produkten zu lösen, müssen leistungsfähige Open-Source-Lösungen entwickelt und etabliert werden. Europa kommt bei dieser Etablierung einer freien digitalen Kultur weltweit eine Vorreiterrolle zu. Diese große Aufgabe kann nur mit vereinten Kräften im internationalen Rahmen realisiert werden. In diesem Sinne sollte die digitale Kulturpolitik Baden-Württembergs immer über die Landesgrenzen hinaus europäisch ausgerichtet sein.7

 


Digitaler Wandel in den Künsten

Der digitale Wandel erweitert den Kunstbegriff erheblich. Der digitale Raum bietet enorme Gestaltungsmöglichkeiten über aller Gattungsgrenzen hinweg. Das Netz als Kunstort bringt – seit den späten 1990er Jahren – aus Bildern, Klängen und Texten neue Kunstformen hervor, in denen die Kategorien der bildenden und darstellenden Künste ihre Relevanz verlieren. Algorithmen gewinnen eine immer größere gestalterische Bedeutung. 

Künstlerinnen und Künstler beschreiten neue Wege. Sie verlassen die traditionellen Bereiche der Kunst und arbeiten in Feldern, die vormals der Wissenschaft, der Politik oder dem Journalismus vorbehalten waren. So stellt sich im digitalen Raum die Frage nach den Grenzen der Kunst und der Rolle von Kunstschaffenden in der Gesellschaft in besonderem Maße.

Das investigative Künstlerkollektiv Forensic Achitecture8 untersucht mit digitalen Methoden weltweit Menschenrechtsverletzungen oder politisches Versagen. Die Gruppe, die unter anderem die NSU-Morde und syrische Giftgasangriffe aufgearbeitet hat, ist für den Turner Prize nominiert. Sie besteht aus Künstlerinnen und Künstlern, ergänzt von Leuten aus Architektur, Software-Design, Film und Journalismus. 

Wie aus dem Beitrag von Steven Walter (siehe S. 69–73) hervorgeht, ist „Digitalität und künstlerische Produktion“ ein zentrales Thema in der kulturpolitischen Diskussion. Die Zukunft der Künste hängt in entscheidendem Maße von den digitalen Entwicklungen ab. Daher ist es eine wichtige kulturpolitische Aufgabe, den Diskurs in diesem Bereich zu intensivieren und zu fördern.

 


Digitalität als Kulturtechnik

Der digitale Wandel ist sowohl mit großen Ängsten als auch mit überschwänglichen Hoffnungen verbunden. Für einen souveränen Umgang mit dem digitalen Wandel ist es wichtig, das Phänomen der Digitalität zu entmystifizieren, und den nach wie vor sehr emotional geführten Diskurs zu versachlichen. 

Bei aller Rasanz der Entwicklungen: Digitalität ist kein unerwarteter historischer Schicksalsschlag. Sie ist das Ergebnis von Menschen erdachten Technologien und hat ihre ideellen Anfänge bereits in der Aufklärung, um es mit den Worten von Christiane Riedel vom ZKM Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe zu sagen: „Digitalität ist eine neue Kulturtechnik neben Sprache, Bild oder Musik. (…) Sie ist eine geisteswissenschaftlich-philosophische Erfindung. (…) Nach 300 Jahren, ab Mitte des 20. Jahrhunderts, wurden die passenden Technologien entwickelt, die nun von Silicon Valley und China aus als Digitalisierung eingezogen sind, als digitale Anwendungen in alle Lebensbereiche“.9

 


Ende der Gegenüberstellung analog/real versus digital

Ein Diskurs über die Zukunft des Kulturbetriebes in einer digitalen Welt darf nicht in Antagonismen von digitalen und vordigitalen Vorstellungen und Idealen verhaftet bleiben.

Die immer wieder praktizierte Gegenüberstellung von Digitalem und Analogen beziehungsweise physisch real Erfahrbarem erweist sich in vielerlei Hinsicht als unbrauchbar. Digitale und materielle Erfahrungsräume bedingen sich in ihrer Relevanz für Kunst, Kultur und Gesellschaft gegenseitig. 

Allerdings ist offensichtlich, dass das Erleben und die Wahrnehmung unserer gesellschaftlichen und kulturellen Wirklichkeit entschieden von der Kultur des Digitalen geprägt werden. Kunst und Kultur und ihre Institutionen stehen vor der Herausforderung, mit den „digitalen“ Wahrnehmungsmöglichkeiten und Erlebnisansprüchen der Öffentlichkeit umzugehen.

 


Das digitale Zeitalter – Wandel als Dauerzustand

Im Laufe der Diskussionen wurde deutlich, dass der Prozess der Digitalisierung in vielen Bereichen unserer Gesellschaft bereits vollzogen ist. 

Das heißt, wir leben in einer Zeit, in der „Digitalität“ nicht mehr nur in Teilen der Gesellschaft relevant ist: In der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Medienlandschaft und vor allem in der individuellen Kommunikation stellen digitale Strukturen und Prinzipien – zumal für die junge Generation – den Mainstream dar.10 „Die Zukunft ist bereits da, sie ist nur ungleich verteilt“, wie es Steven Walter mit einem Zitat von William Gibbson ausdrückte.11 In Schlagworten ist dieser digitale Mainstream beispielsweise geprägt durch:

• Dominanz des Bildes gegenüber dem Text,

• Ende der Linearität in der Informations- und Wissensvermittlung zugunsten einer Simultanität (Gleichzeitigkeit),

• Enthierarchisierung von Sinnstiftungsprozessen (vgl. die Idee eines „postheroischen Zeitalters“ im Beitrag von Steven Walter),

• Referenzialität, also das „Auswählen, Zusammenführen und Verändern von bestehenden Informationen zu neuen Sinn- und Handlungs-zusammenhängen“,12

• Produsage als Methode nutzergesteuerter Inhaltserstellung,13

• Algorithmizität, also „unser Angewiesensein“ auf -intelligente, dynamische digitale Prozesse, die uns angesichts von Big Data ermöglichen, die Welt wahrzunehmen und in ihr zu handeln.14

Im Bereich der Digitalität sind Wandel und Transformation nicht Übergangsprozesse zu einer zukünftigen Stabilität. Wandel wird zum „Dauerzustand“. Das bedeutet: Auch die kulturpolitische Auseinandersetzung mit der digitalen Transformation wird an kein Ende kommen.15 Ebenso wird der Innovations- und damit Investitionsbedarf in puncto Infrastruktur und Personal bestehen bleiben.

 


Digitalität und ökologische Verantwortung – Green IT

Digitale Entwicklung muss vor dem Hintergrund einer globalen ökologischen Verantwortung gedacht werden.16 Die digitale Expansion in alle(n) Lebensbereiche(n) hat gravierende ökologische Konsequenzen, die in allen politischen Entscheidungen hinsichtlich digitaler Entwicklungen berücksichtigt werden müssen. Dieser ökologische Aspekt muss in der künftigen digitalen Kulturpolitik eine zentrale Rolle spielen.17

Teil 2: Öffnung durch Digitalität

 

 


Digitalität und Kulturinstitutionen

Ein Hauptanliegen der Kulturpolitik Baden-Württembergs ist die weitere Öffnung der Kulturinstitutionen in die Gesellschaft und die kulturelle Teilhabe möglichst vieler Bürgerinnen und Bürger. Öffnung bedeutet hier die Neugestaltung des Verhältnisses der Kulturinstitutionen zu einer Öffentlichkeit, deren Wahrnehmungs-, Bildungs- und Erlebnisbedürfnisse sich in einer spätmodernen beziehungsweise postbürgerlichen Gesellschaft grundlegend wandeln. Digitalität wird bei dieser Öffnung auch in Zukunft in vielfacher Hinsicht eine wichtige Rolle spielen.

Der digitale Wandel hat die Kunst- und Kulturinstitutionen in den vergangenen 30 Jahren grundlegend verändert. Alle Arbeitsbereiche von der Administration über die wissenschaftlichen Fachabteilungen bis zum Marketing und der Vermittlung sind von ihm betroffen. Er hat neue Kommunikationswege, neue Möglichkeiten der Generierung von Wissen, neuartige Präsentations- und Vermittlungsmedien wie 3D-Computeranimation, Virtual Reality, Augmented Reality sowie zunehmend KI-Anwendungen hervorgebracht, die ungeahnte Anwendungsmöglichkeiten eröffnen. Er hat die Wissenschaft, die Medien- und Filmlandschaft revolutioniert und neue Institutionen wie das Animationsinstitut der Filmakademie Baden-Württemberg hervorgebracht. Die öffentliche Meinung wird heute im digitalen Raum gebildet. Soziale Medien und netzbasierte Medienformate wie Podcast und Blogs übernehmen nicht nur beim Austausch über Privates, sondern auch über politische, wissenschaftliche und kulturelle Themen die Führung.

Dennoch ist Digitalität kein Selbstzweck. Sie ist eine Kulturtechnik und als solche immer nur ein Medium zur Auseinandersetzung mit unserer gesellschaftlichen und kulturellen Realität, ihrer Wahrnehmung und ihrer Gestaltung. 

 


Mehr als 30 Jahre Digitalität in der baden-württembergischen Kulturlandschaft

Schon früh hat die Kulturpolitik in Baden-Württemberg die Bedeutung von Digitalität für die Kultur erkannt. Dies zeigte sich nicht zuletzt 1989 in der Gründung des ZKM Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, in dessen Konzeption digitale Themen von Anfang an eine Rolle spielten.18 Heute besetzt das ZKM als digitale Kulturinstitution weltweit eine Vorreiterrolle.

Aber auch andere Kulturinstitutionen in Baden-Württemberg haben früh die digitalen Möglichkeiten genutzt. Bibliotheken und Archive ebenso wie Theater und Museen. Seit den 1990er Jahren arbeiten sie in den Bereichen der Vermittlung und Kommunikation, der Erschließung, Bestandspflege mit digitalen Methoden und Instrumenten. Heute verfügt nahezu jede Kulturinstitution über einen zeitgemäßen Internetauftritt, kommuniziert über soziale Medien und setzt digitale Instrumente in der Kunst- und Kulturvermittlung ein.

Die Digitalisierung versetzt Kulturinstitutionen in die Lage, mehr Inhalte denn je zugänglich zu machen. Theater setzen digitale Tools in ihren Produktionen ein oder entwickeln Opernminiaturen im „digitalen Taschenformat“ wie etwa der „Digital Freischütz“ des Badischen Staatstheaters Karlsruhe.19 Museen, Bibliotheken und Archive erfassen ihre Bestände digital und halten sie über Websites oder Portale wie LEO-BW 20 sowohl für die Fachwelt als auch fürs allgemeine Publikum rund um die Uhr verfügbar. Soziale Medien und Tools (Plattformen) eröffnen Nutzern die Möglichkeit zu einem unkomplizierten, informellen Austausch bis hin zu ortsunabhängiger wissenschaftlicher- Teamarbeit im internationalen Rahmen.

Digitale Technologien bieten vielerlei Chancen, Kunst und Kulturinstitutionen zu öffnen, international zu positionieren und für neue Publikumsschichten attraktiv zu machen. Sie ermöglichen es, Kulturinstitutionen als Bildungs- und Erlebnisorte grundlegend neu aufzustellen.

 


Digitale Öffnung als Chance und Herausforderung

Obwohl bei der Digitalisierung der Kulturinstitutionen in Baden-Württemberg schon viel erreicht wurde, stehen Politik, Kulturverwaltungen und Institutionen weiter vor großen Herausforderungen. Diese liegen vor allem im Bereich der digitalen Infrastruktur, der digitalen Kompetenz, des digitalen Workflows und im Bereich der Arbeitskultur. 

 


Digitale Infrastruktur ausbauen, Insellösungen vermeiden

Um den digitalen Wandel in Kunst und Kultur erfolgreich umzusetzen, müssen die Institutionen mit entsprechender Infrastruktur ausgestattet sein: diese umfassen etwa leistungsstarkes WLAN, moderne Reproduktions-, Datensicherungs- sowie Präsentationstechnologien. Zentrale Herausforderungen für Museen, Bibliotheken und Archive sind die Langzeitarchivierung ihrer Bestände und der Aufbau entsprechender Infrastrukturen, insbesondere ausreichende Speicherkapazitäten für die anfallenden Datenmengen. Neben dem Aufbau einer Speicherinfrastruktur besteht Bedarf an High-Performance-Computing-Ressourcen für die Umsetzung von nutzungsorientierten KI-Lösungen – ob für die Bereiche Volltextgenerierung und -analyse oder die automatische Bilderkennung. In diesen Fragen sollte mit den leistungsstarken Rechenzentren an den Hochschulen des Landes kooperiert werden.

Sowohl den Vertretern der Kulturinstitutionen als auch der Politik ist klar, dass die genannten Maßnahmen mit enormen Investitions- und langfristigen Unterhaltskosten verbunden sind, die nur geleistet werden können, wenn die Kulturinstitutionen ihre „digitale Bedarfssituation“ in Verbünden vertreten und gemeinsam standardisierte Lösungen erarbeiten und nutzen. Eine individuelle „digitale Totalausstattung“ jeder Institution kann nicht das Ziel sein. Für aufwendige digitale Einrichtungen (3DScanner, Server für Langzeitarchivierung) müssen institutionsübergreifende Investitions- und Nutzungskonzepte erarbeitet werden, die etwa die Speichermöglichkeiten der Rechenzentren des Landes einbeziehen. Aufgrund des schnellen technologischen Fortschritts sind Leasing-Lösungen sowie der Einsatz cloudbasierter Services anzustreben. Hinsichtlich der Software ist es das Ziel, sich langfristig von kommerziellen Anbietern unabhängig zu machen und auf Open-Source- beziehungsweise Open-Access-Lösungen zu setzen.

 


Digitale Kompetenzen aufbauen

Der digitale Wandel erfordert umfassende Fachkompetenzen sowohl in den Institutionen als auch in der Kulturverwaltung. „Digital literacy“ ist die Schüsselkompetenz im 21. Jahrhundert, also die Fähigkeit der Recherche, Einordnung und Erstellung von Informationen auf Basis digitaler Technologien und Medien. Digitale Kompetenzen können zum einen durch die Einstellung neuen digital-kompetenten Personals in den unterschiedlichen Arbeitsfeldern aufgebaut werden, zum anderen durch Schulungen und Weiterbildungen des vorhandenen Personals. Denn obwohl in den Institutionen und der Administration teilweise seit Jahrzehnten digital gearbeitet wird, sind digitale Kompetenzen bei vielen, vor allem älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nur bedingt und eingeschränkt vorhanden. Innovative Weiterbildungskonzepte können hier helfen, auf der operativen Ebene wie auf der Leitungsebene. Vorbild könnte das Projekt „Kommunale Digitallotsen“ der Kommunalen Landesverbände und des Ministeriums für Inneres, Digitalisierung und Migration Baden-Württemberg sein. Für eine optimale Umsetzung der gemeinsamen Digitalisierungsprojekte wurde eigens die Digitalakademie@bw gegründet. Die Digitallotsen dienen ihren Verwaltungen als Impulsgeber, regen notwendige Transformations- und Veränderungsprozesse an und sind Motivatoren sowie Multiplikatoren für Digitalisierungsprojekte im ganzen Land.

Besonders vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung von KI auch für den Kultursektor muss außerdem der Austausch mit externen Fachleuten für digitale Innovationen ausgebaut werden. Kooperationen zwischen Kultur und Wissenschaft, insbesondere im Rahmen des Forschungsverbundes Cyber Valley im Raum Stuttgart-Tübingen könnten hier in die Zukunft weisen.21 Aus der Zusammenarbeit mit IT-Innovatoren sowohl im wissenschaftlichen als auch im Start-Up-Bereich könnten einzigartige Lösungen entstehen, die sowohl kulturell als auch wirtschaftlich relevant sind, und mit denen sich Baden-Württemberg auch international profilieren könnte.

Wichtig ist zudem der Austausch der Kulturinstitutionen untereinander über digitale Fragestellungen. Hierfür könnten spezielle Austauschplattformen eingerichtet werden, die beispielsweise von den Kompetenzzentren der MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg oder dem Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg (BSZ) gehostet und moderiert werden.22

 


Wandel der Arbeitskultur – der Weg zur „digital-mutigen Haltung“

Digitaler Wandel in Institutionen bedeutet allerdings mehr als „digitale Kompetenz“ und eine umfassende digitale Ausstattung im Administrations-, Vermittlungs- oder Personalbereich. Der digitale Wandel reicht tief in die Strukturen und Prozesse von Kulturinstitutionen hinein und erfordert eine grundlegende Veränderung in der Arbeitskultur: eine „digital-mutige“ Haltung, wie Dirk von Gehlen es nennt.

Diese betrifft alle Arbeitsbereiche von der Personalorganisation und -führung über die Kommunikations- und Arbeitsabläufe bis hin zur Ausstattung der Arbeitsräume. 

Die arbeitskulturelle Dimension des digitalen Wandels bildet sich in vielen Kulturinstitutionen und auch in der Kulturverwaltung noch nicht ab. Häufig wird weiterhin in traditionellen, vordigitalen Strukturen gearbeitet: es wird eine streng hierarchische Entscheidungs-, Arbeits- und Kommunikationskultur gelebt, die in getrennten Sparten- und Zuständigkeitsbereichen denkt und handelt. Auch das Verhältnis der Verwaltung zu den nachgeordneten Institutionen und viele Förderprogramme sind häufig von dieser Haltung geprägt.

Diese auf hierarchischen Modellen basierende Arbeitskultur ist den Anforderungen und Geschwindigkeiten des digitalen Wandels nicht gewachsen und genügt vor allem nicht den Ansprüchen heutiger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in puncto Partnerschaftlichkeit, Offenheit, Transparenz, Flexibilität und Agilität.

Digitaler Wandel kann nur gelingen, wenn sich die Arbeits-, Kommunikations- und Verantwortungskultur in den Institutionen und der Kulturverwaltung ändert. Arbeitsprozesse sollten agil gestaltet, Arbeitszeiten und -orte flexibilisiert werden. Lösungen sollten über Zuständigkeitsgrenzen hinweg in Teams erarbeitet werden, idealerweise Abteilungs- und Ministerien-übergreifend. Hierarchien sollten zwar nicht aufgelöst werden, sie sollten aber nicht die Teamarbeit prinzipiell dominieren. Führung sollte auf Vertrauen basieren und nicht auf Kontrolle. Für die Umsetzung dieser neuen Arbeitskultur gibt es verschiedene vorbildhafte Methoden in Wirtschaft und Verwaltung.

Diese Arbeitskultur stellt hohe Anforderungen sowohl an die Führungsebene, die ihre Macht und ihr Wissen teilen und transparent agieren und kommunizieren muss, als auch an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen ein hohes Maß an Selbstverantwortung, Offenheit und Teamfähigkeit gefordert ist.

Als stabilisierenden Gegenpol zur Agilität, Flexibilität und Transparenz in der Arbeitskultur müssen die Institutionen klare Visionen formulieren und sie als Ziel ihrer Organisation im Auge behalten. Immer wieder neu muss die Frage gestellt werden: Warum und für wen gibt es uns? 

Nur mit einer modernen team- und zugleich zielorientierten Arbeitskultur wird es in Zukunft möglich sein, kompetente, motivierte Fachkräfte für Kulturinstitutionen und für die Kulturverwaltung zu gewinnen. Ohne diese wird der digitale Wandel hier wie dort nicht gelingen.

 


Neue Förderkultur – digital ausgerichtet, transparent und partnerschaftlich

Außer mit gezielten Investitions- und Weiterbildungsprogramme kann die digitale Transformation durch gezielte Förderprojekte auf allen administrativen und politischen Ebenen unterstützt werden. Deren Erfolg hängt entscheidend davon ab, wie die Rahmenbedingungen der Förderung gestaltet sind.

Die Komplexität der Projekte im digitalen Bereich, die nur in der Zusammenarbeit mit externen Expertinnen und Experten und der Kreativwirtschaft realisiert werden können, benötigen relativ lange Vorlaufzeiten. Zudem ist eine externe Beratung schon während des Antragsprozesses sinnvoll.

Traditionelle Wettbewerbsverfahren, bei denen nur die besten Anträge gefördert werden, sind nicht immer sinnvoll, da hier die Gefahr besteht, dass diejenigen Institutionen, die Förderung am meisten nötig haben, auf der Strecke bleiben.

 Vielmehr sollen möglichst viele Institutionen gefördert und bei ihrer digitalen Weiterentwicklung begleitet werden. Fachjurys sollten in Zukunft eher die Rolle von Ratgebern als von Richtern einnehmen. Gerade im digitalen Bereich ist die Förderung von nachhaltigen Infrastrukturen und Inhalten wichtig, wozu auch die Themen Standardisierung und Nachnutzung zählen.

Die Kulturverwaltungen selbst können diese komplexe inhaltliche Begleitung speziell im digitalen Bereich nicht leisten. Förderprogramme müssen zunehmend von externen Kompetenzzentren koordiniert und begleitet werden.

Einige Einrichtungen im Land, etwa die MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg, das Bibiliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg (BSZ) oder das Landesarchiv haben sich in den vergan-genen Jahren als solche kompetenten Begleiter von Entwicklungsprozessen im digitalen Bereich bewährt. Ihre Arbeit wird in Zukunft eine immer größere Rolle spielen.

Mit dieser partnerschaftlichen Grundhaltung geht eine neue „Kultur des Scheiterns“ einher. Entscheidungsprozesse in der Verwaltung werden transparent gemacht, Probleme offen angesprochen und Lösungen gemeinsam mit nachgeordneten Institutionen gesucht.

Mit „Digitale Wege ins Museum 2“ hat das Land ein Förderprogramm für die staatlichen Museen aufgelegt, das dieser neuen, offenen Haltung vorbildhaft entspricht.

 


Die neue Rolle der Besucher – vom Betrachter zum User zum Partner

Mit dem digitalen Wandel hat sich die Öffentlichkeit und damit die Zielgruppen der Kultureinrichtungen in ihrer Haltung zu Kultur, Bildung und ihren Einrichtungen tiefgreifend geändert. Das traditionell bürgerliche Umfeld mit seinem humanistischen Bildungshintergrund, bislang die Grundlage des Selbstverständnisses und der Haltung bürgerlicher Kulturinstitutionen, gehört angesichts der tiefgreifenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Transformationsprozesse der Vergangenheit an. Der digital sozialisierte -Besucher ist ein Nutzer, der nach Mehrwerten sucht. Die Besucherin ist medien- und bildaffin, folgt nicht automatisch herkömmlichen Vermittlungsautoritäten. Er wie sie haben hohe Ansprüche an die Kulturvermittlung und ein Interesse daran, die Bedeutungswelten aktiv mitzugestalten.

Damit Kunst- und Kulturinstitutionen ihre Rolle in der Gesellschaft erhalten und weiterentwickeln können, müssen sie besonders bei den Entwicklungen im digitalen Bereich auf diese Erlebnis- und Wahrnehmungsansprüche eingehen.

Die große Herausforderung für die Kulturinstitutionen ist es, ihre eigenen qualitativen Ansprüche mit den Bedürfnissen und Anliegen der Nutzerinnen und Nutzer zu verbinden. Vor diesem Hintergrund wird künftig der Vermittlung in den Kulturinstitutionen eine noch größere Bedeutung zukommen. Digitale Medien werden hierbei eine zentrale Rolle spielen.

 


Öffnung durch Besucherbeteiligung

Digitale Vermittlungs- und Kommunikationsmedien machen es möglich, kulturelle Inhalte wie Ausstellungen oder Aufführungen nicht nur für Besucherinnen und Besucher zu gestalten, sondern mit ihnen gemeinsam.23 Citizen Science, also etwa die Beteiligung von Besucherinnen und Besuchern an Forschungsprojekten auf digitalem Weg, spielt heute schon in verschiedenen Kultureinrichtungen eine Rolle.24

Die Voraussetzung für den Erfolg partizipativer und besucherorientierter Konzepte ist die Kenntnis und Kompetenz der Besucherinnen und Besucher. Aus diesem Grund wird die Besucherforschung in Zukunft eine noch größere Rolle spielen. Insbesondere die Nichtbesucher-Forschung muss in den kommenden Jahren in den Vordergrund rücken. Dies sollte institutionsübergreifend und landesweit erfolgen. 

 


Öffnung der Datenbestände

Der freie und kreative Umgang mit Kulturgutdaten stellt eine weitere Form der digitalen Öffnung für Institutionen dar, sei es durch Nutzerinnen und Nutzer aus der Kreativwirtschaft oder durch Privatpersonen. Schon heute wird dies beispielhaft im Rijksstudio des Rijksmuseums in Amsterdam25 oder in Kultur-Hackathon-Projekten wie „Coding da Vinci“ praktiziert.26 Hier zeigt sich, wie gewinnbringend die Zusammenarbeit von etablierten Kulturinstitutionen mit der digitalen Kreativwirtschaft ist. Grundlage für die Entwicklung dieser gemeinsamen und offenen kulturellen Gestaltungspraxis ist die umfassende Zugänglichkeit von Inhalten und Beständen aus Museen, Archiven und Bibliotheken sowie die Liberalisierung von Verwertungsrechten im Kulturbereich.

Diese radikale Form der Öffnung erfordert Mut. Dafür ist ein grundsätzliches Umdenken in den Kulturinstitutionen nötig. Sie müssen zumindest partiell ihre Deutungshoheit aufgeben und in ein partnerschaftliches Verhältnis zum Besucher treten. Partizipative Ansätze wie das Konzept der „Creative Collections“ des Badischen Landesmuseums Karlsruhe zeigen, dass dies schon möglich ist. Hier werden Ausstellungen gemeinsam mit Bürgerbeiräten entwickelt. Es ist in diesem Kontext nicht mehr von Besuchern, sondern von Benutzern oder Usern der kulturellen Einrichtung die Rede. 

 


Öffnung der Kultureinrichtungen als digitale Dritte Orte

Die offene Haltung gegenüber der Besucherin und dem Besucher geht über die Programmgestaltung und moderne Kulturvermittlung hinaus. Sie verändert die Rolle der Kultureinrichtung insgesamt: 

Diese nimmt zunehmend die Rolle eines Third Place ein, eines Dritten Orts mit hoher Aufenthaltsqualität in den Städten und auch in ländlichen Regionen. Sie erlauben und fördern die Begegnung mit Besucherinnen und Besuchern auch außerhalb einer Ausstellung oder Aufführung und sind offen für unterschiedliche kulturelle Formate. Dies schließt eine Ausstattung mit digitaler Technik ein, mit der man sich auch privat per Social Media über die neuen Vermittlungs- und Partizipationsaktivitäten austauschen kann. Über Dritte Orte wird es darüber hinaus möglich, analoge und digitale Sphäre miteinander zu verbinden, so dass diese sich gegenseitig bereichern und Bürgerinnen und Bürgern vielfältige neue Kulturerlebnisse offenstehen. Das Kunstgebäude, das in den nächsten Jahren im Zentrum der Landeshauptstadt konzeptionell neu entstehen wird, könnte ein solch zukunftsweisender Ort für Kunst und Kultur werden.

 


Fazit: Digitalität selbstverständlicher Teil von Kunst und Kultur

Fast zwei Jahre lang haben wir uns im „Forum: Digitale Welten“ gemeinsam mit Kulturakteurinnen und -akteuren des Landes Baden-Württemberg intensiv mit dem digitalen Wandel auseinandergesetzt. Allen Beteiligten wurde klar, wie umfassend und tiefgreifend die Herausforderungen sind, mit denen die Digitalität unsere Gesellschaft und damit den Kulturbetrieb, die Kulturschaffenden, die Kunst- und Kulturinstitutionen und die Kulturpolitik konfrontiert. Sie stellt grundlegende Gewissheiten unserer bürgerlichen Gesellschaft auf die Probe und mit ihr viele, seit Jahrzehnten bewährte Strukturen und Abläufe im Kulturbetrieb. Gleichzeitig aber zeigte sich, dass das Digitale schon heute selbstverständlicher Bestandteil des kulturellen Lebens ist und seine Bedeutung in Zukunft noch zunehmen wird. Mit der Digitalität ergeben sich vollkommen neue Aktions-, Gestaltungs- und Vermittlungsmöglichkeiten für Kulturinstitutionen, Kunstakteurinnen und -akteure. In der Digitalität liegen umfassende Chancen zur Öffnung der Institutionen für das Kulturpublikum der Zukunft. 


[1] Steven Walter, künstlerischer Leiter und Geschäftsführer der Podium Musikstiftung Esslingen, in seinem Impulsvortrag bei der Forumsver­anstaltung am 22. März 2019 im ZKM Karlsruhe. 


[2] Bei den Veranstaltungen wurde sowohl mit klassischen Protokollen gearbeitet als auch mit den Feedback-Möglichkeiten der digitalen ­Conference-App Whova. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden darüber hinaus ermuntert, ihre Statements auf ausgelegten Form­blättern sowie jederzeit per Mail an die Forumsleitung weiterzugeben. Außerdem wurden die Veranstaltungen von einem moderierten ­Diskurs in den sozialen Medien begleitet, der ebenfalls ausgewertet wurde. Dafür, dass in dieser dichten Zusammenfassung nicht alle Stimmen und Meinungen gleichermaßen berücksichtigt werden konnten, bitte ich um Verständnis.


[3] Julian Nida-Rümelin zweifelt an der Sinnhaftigkeit des Begriffs „Künstliche Intelligenz“, da Intelligenz Bewusstsein voraussetze, das selbst ­komplexeste Maschinen nicht hätten. Vgl. dessen Beitrag beim „Source“-­Medienkongress des Landes Baden-Württemberg am 5. November 2019 Ausführlich siehe: Nida-Rümelin, Julian/Weidenfeld, Nathalie: Digitaler Humanismus. Eine Ethik für das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz. München 2018. Ähnlich äußerte sich Markus Gabriel in seinem Vortrag auf der Forumsveranstaltung am 22. März 2019 im ZKM ­Karlsruhe.


[4] Vgl. hierzu auch Nida-Rümelin, Julian/Weidenfels, Nathalie: Digitaler Humanismus, München 2018.


[5] Vgl. hierzu: → https://www.horizont.net/medien/nachrichten/europaeische-digitalplattform-die-grosse-vision-des-ulrich-wilhelm-169882.


[6] Stalder, Felix: Kultur der Digitalität, Frankfurt 2017, S. 2.


[7] Die Forderung nach einer unabhängigen öffentlich-rechtlichen Plattform wurde im Rahmen des „Forums: Digitale Welten“ immer wieder laut. Sie war außerdem Thema beim „Source“-Medienkongress der Landesregierung am 7. November 2019; besonders beim Talk von Paul-Bernhard Kallen (Bertelsmann) und Ulrich Wilhelm (ARD); Entsprechende europaübergreifende Kooperationskonzepte im Bereich Open-Source-Software entwickelt u. a. das Institut Royale du Patrimone Artistique in Brüssel. → www.kikirpa.be


[8] Vortrag bei der Forumsveranstaltung am 22. März 2019 im ZKM Karlsruhe.


[9] Christiane Riedel bei der Forumsveranstaltung am 22. März 2019 im ZKM Karlsruhe.


[10] Stalder spricht von der Tendenz, „das prozessuale und auf offene Interaktion ausgerichtete Praktiken“, die sich zunächst innerhalb der digitalen Medien entwickelten, mittlerweile immer mehr in Kontexten und in immer mehr Materialien auftauchen. Stalder 2017, S. 19.


[11] Steven Walter zitierte den US-amerikanischen Autor in seinem schon genannten Vortrag.


[12] Vgl. Stalder 2017, S. 96–128.


[13] Der vom australischen Medienwissenschaftler Alex Bruns geprägte Begriff des Produsages bedeutet, dass Inhalte und Bedeutung im Netz nicht mehr nur durch Experten und Organisationen, sondern in gemeinschaftlichen (kollaborativen) Projekten von Online-Usern produziert werden. Vgl. Axel Bruns: Blogs, Wikipedia, Second Life, and Beyond: From Production to Produsage. New York: 2008.


[14] Vgl. Stalder 2017, S. 164–202.


[15] Wie Dirk von Gehlen in seinen Thesen darlegt, führt das zu einem Dauerzustand der Überforderung, an den wir uns gewöhnen müssen. 


[16] Vgl. hierzu auch: Hilty, Lorenz. Green IT – Eine Einführung. Readme: Das Bulletin der Alumni Wirtschaftsinformatik Universität Zürich, 2014(32): S. 35.


[17] → https://kupoge.de/produkt/heft-164-i-2019-klimagerechte-kulturpolitik/ (abgerufen 14.01.20)


[18] → https://zkm.de/media/file/de/konzept_88.pdf (abgerufen 14.01.20)


19] → https://www.staatstheater.karlsruhe.de/programm/info/2788/ (abgerufen 14.01.20)


[20] → https://www.leo-bw.de (abgerufen 14.01.20)


[21] Mit dem digilog@bw (→ https://digilog-bw.de) hat das ZKM in Abstimmung mit dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst ein Forum für den Austausch über digitale Themen geschaffen, dem sich weitere Partner aus dem Kulturbereich anschließen können.


[22] Bei der Einrichtung des Kompetenzzentrums Kulturelle Bildung und Vermittlung kann man an die Konzepte anknüpfen, die im Rahmen der E-Science-Strategie des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst von 2014 ausgearbeitet wurden.
→ https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/wissenschaft-unter-neuen-rahmenbedingungen-mit-e-science/ und → https://www.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-mwk/intern/dateien/Anlagen_PM/2014/066_PM_Anlage_E-Science_Web.pdf (abgerufen 14.01.20)


[23] Professor Hubertus Kohle spricht von einer Ermächtigung der ­Besucherinnen und Besucher, die den Museumsmitarbeitenden eine neue Rolle zumisst, ohne das Museum zu entmachten.


[24] Vgl. → https://naturportal-suedwest.de/, entwickelt vom Staatlichen Naturkundemuseum Stuttgart im Rahmen des Förderprogramms „Digitale Wege ins Museum 1“. (abgerufen 14.01.20)


[25] Hier können die Besucher mit Motiven Alter Meister eigene Produkte designen. → https://www.rijksmuseum.nl/en/rijksstudio (abgerufen 14.01.20)


[26] Frei zugängliche Museumsdaten und -bilder werden von Hackern zur Entwicklung von Spielen und Produkten verwendet. → https://codingdavinci.de/ (abgerufen 14.01.20)